Monika Freya Jüptner – mit beiden Seebeinen dem Meer verbunden

Monika Freya Jüptner auf ihrer Manatee
Monika Freya Jüptner auf ihrer Manatee

Es war nur eine kurze Begegnung, aber eine, die man so schnell nicht vergisst. Bepackt mit meiner Seetasche, dem Schlafsack und dem Ölzeug stapfte ich grummelnd über den Steg im Breeger Hafen. Voller Wut über den Skipper, bei dem ich gerade meinen SKS-Kurs absolviert hatte. Den Schein in der Tasche konnte ich mich immer noch nicht abregen über soviel didaktischen Unsinn, den der „Herr“ verzapft hatte.

Just in diesem Moment verliess Moni ihr Schiff, mit dem sie in der letzten Woche als Skipperin unterwegs war. Und mit ihrem untertrüglichem Gespür für Emotionen sprach sie mich an. Bei einer Tasse Kaffee im Hafencafé durfte ich ihr mein Leid klagen. Und siehe da, da gab es eine Skipperin, die es anders macht. Jemand, der in sich ruht, es nicht nötig hat, sich aufzustelzen wie ein Gockel und mit seinen Leistungen prahlen muss. Jemand, auf den die Beschreibung passt: Sie ruht in sich selber. Und dann noch eine Frau – als Skipperin.

Begegnung mit der Skipperin

Fast drei Jahre hat es dann gedauert, bis ich es endlich mal geschafft habe, bei Moni an Bord mitzufahren. Und das war auch dringend nötig. Mal wieder hatte ich mich von der Herrenwelt wuschig machen lassen und war der Meinung, ich könnte gar nicht segeln. Ein vertrackter Knoten hatte sich da in meinem Kopf festgesetzt.

Das erste, was mir an Bord auffiel, war das Fehlen von Hektik. Vier Frauen hatten den Segeltörn unter einer weiblichen Skipperin gebucht. Vier Frauen, wie sie unterschiedlicher nicht sein konnten. Und auch vier Frauen mit unterschiedlichen Erwartungen an die Skipperin.

Bei 6 Windstärken und Wind von vorne ging es unter Motor hinaus aus der Kieler Bucht. Vor dem Segelsetzen gab es eine Erläuterung. Jede wusste, was zu tun ist und alle packten mit an. Und mittendrin Moni wie ein Fels in der Brandung. Kein lautes Wort, kein „schneller, schneller, schneller“, im Gegenteil, lobende Worte für jedes Crewmitglied. Und immer das Gefühl, da ist eine, die weiss, was sie tut, bei der kann man sich geborgen fühlen.

Vier Stunden später – mit zwei Fingern am Ruder und völlig selbstvergessen auf der hohen Kante – kamen dann doch ein paar Worte von der Skipperin: „Na, Knoten geplatzt?“ Ja, der Knoten war geplatzt, von wegen, ich kann nicht segeln. Ab da durften dann auch die anderen wieder ans Ruder. (Vielen Dank heute nochmal an meine Mitseglerinnen – Ursula, Solveyg und Irina).

Wer ist diese Frau, die andere fürs Segeln begeistert?

Was ist das für eine Skipperin, die mit soviel Ruhe an Bord das Gefühl vermittelt, alles zu können? Wie schafft sie es nur, auch und gerade Frauen für das Segeln zu begeistern? Wer ist Monika Freya Jüptner? Gedacht – gefragt.

Von Mecklenburg über München an die Schlei

Moni ist ein Baujahr 69 und eine waschechte Mecklenburgerin. Sie selbst beschreibt es auf ihrer Website http://www.segeln-mit-herz.de  wie folgt: „Da scheint wirklich was in unseren Genen zu sein, so wie ein Lachs, eine Seeschildkröte oder ein Aal, die alle später auf die Insel, oder in den See, ihrer Geburt zurückkehren. Mir fehlen die heimatlichen Seen, die Wälder, der Wind, die klare Luft und vor allem – das Meer.“ Nach 25 Jahren in München ist der Mecklenburger in ihr wieder ans Wasser gezogen. Seit April 2015 wohnt, lebt und arbeitet sie in Schleswig. Direkt an der Schlei und mit kurzen Schlägen auf der Ostsee.

Moni – die Binnen- und Hochseefischerin

Gerade die Schlei erinnert an die beruflichen Anfänge von Moni Jüptner. Ist sie doch gelernte Binnenfischerin. Von 1986 bis 1988 hat sie noch in der damaligen DDR den Beruf der Fischwirtin erlernt. Bis zur Wende war sie als Fischerin tätig. Dabei war sie überall im Einsatz, an der Küste, binnen und auch auf der Hochsee. Noch während der Ausbildung machte sie ihren Motorbootführerschein und das kleine Patent für die Küstenfischerei. Zu Wendezeiten war sie Studentin der Nautik. Ein Studiengang, der berufsbegleitend absolviert wurde. Sechs Monate an Bord, sechs Monate in der Schule. Und „an Bord“ hiess dann auch grosse Fangreisen in der Hochseefischerei auf dem USA-Shelf, an der St.-George-Bank oder vor Rhode Island, Nova Scotia. Natürlich zu den „besten“ Jahreszeiten im Januar, Februar. Ein Knochenjob.

Im September 1990 mit Anfang 20 bekam sie dann mitgeteilt, dass es die Fischereien in dieser Form nicht mehr geben wird. Sie musste sich nach einer neuen Anstellung umgucken und schrieb alle Reedereien an. Aber wenn es nach der Wende etwas gab, was die DDR im Übermaß hatte, dann waren es Fischer. Die DDR hatte die drittgrößte Fischereiflotte der Welt. Ein Heer von Fischern stand auf der Straße und musste sich neu orientieren. Unter ihnen Moni.

Neuanfang in München

Über die Vermittlung eines Onkels landete Moni in München an. Tief im Süden Deutschlands begann sie bei der Bahn im Rangierdienst und in der Rangieraufsicht. Zehn Jahre dauerte diese Tätigkeit, die eigentlich nur vorübergehend sein sollte. In dieser Zeit engagierte sie sich bereits ehrenamtlich beim Bayerischen Roten Kreuz. 2001 wechselte sie hauptamtlich zum BRK, zur Hälfte als Sachbearbeiterin, zur Hälfte als Ausbilderin.

Das erste Mal als Skipperin

Die Arbeit beim BRK begeisterte sie mit ganzem Herzen. Wenn, ja wenn da nicht die Sehnsucht nach dem Wasser gewesen wäre. Fünf Jahre war sie auf der Suche nach der Chance, wieder auf´s Wasser zu kommen. Fünf Jahre, in denen sie alle Sportbootführerscheine absolvierte. 2010 bekam sie dann ihre Chance. Noch heute ist sie Christiane Karg dankbar, dass sie dort zum ersten mal als Skipperin tätig sein durfte.

Zeitgleich gründete sie ihr Unternehmen M2 – Segeln mit Herz. Mit kleinen Booten war sie auf den bayerischen Seen unterwegs, mit den grösseren auf der Ostsee. Immer öfter wurde sie als Skipperin

Moni Jüptner

gebucht. Und immer öfter tauchte der Name Monika Freya Jüptner als Empfehlung in den sozialen Medien auf. Vor allen Dingen Frauen fühlten sich bei ihr an Bord gut aufgehoben.

Das Wissen aus ihren zwei Berufwelten brachte sie ein in Erste-Hilfe-Kurse für Segler. Als Skipperin weiss sie, was an Bord passieren kann und als Ausbilderin weiss sie, wie man damit umgeht.

Zurück ans Wasser

2015 kam dann die Mecklenburgerin wieder zurück ans Wasser. Beim Roten Kreuz in Schleswig fand sie eine Anstellung und ist wieder als Ausbilderin tätig. Wenn beim DRK der Feierabend eingeläutet wird, wechselt Moni von der Ausbilderin zur Skipperin. Auf der Schlei hat sie zwei Zugvögel liegen. Manatee – indianisch für Seekuh, ein Schwertzugvogel und Ylvi – die Freundin von Wicky -, ein Kielzugvogel. Damit konzentriert sie sich heute auf individuellen Unterricht für Segler und setzt das um, was ihr schon immer wichtig war: Dem Respekt vor dem Meer. „Der See sind Scheine egal, die See prüft nach.“ unterstreicht sie ihren Qualitätsanspruch. Der Schein ist sekundär erklärt sie, das Ziel ist es, zu lernen mit dem Boot umzugehen, seine Grenzen kennen zu lernen.

Auch hier kommen ihr wieder das Arbeiten in zwei Berufswelten zugute. Als Ausbilderin beim DRK unterrichtet sie andere Ausbilder und macht sie fit für einen anregenden und interessanten Unterricht. Didaktik und Pädagogik gehören da zu ihrem Handwerkszeug. Dieses Wissen ergänzt um ihre weitgefächerte seemännische Ausbildung macht sie zu dem, was sie heute ist: Eine Skipperin, bei der sich alle wohl fühlen.

Barbara Kampen

 

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